Franz Joseph Gall, in Tiefenbronn bei Pforzheim geboren, übte seine Tätigkeit in Wien und Paris aus. Er ist bedeutsam als erster Verfechter einer Lehre über die Lokalisation psychischer Eigenschaften im Gehirn. Zugleich ist er einer der bedeutendsten vergleichenden Neuroanatomen des beginnenden 19. Jahrhunderts. Zusammen mit seinem Schüler Johann Christoph Spurzheim (1776-1832) begründete er die Schädellehre (später zur Phrenologie weiterentwickelt), derzufolge Charaktereigenschaften an der Struktur des Schädels abgelesen werden können. Diese Theorie wurde im 19. Jahrhundert weit über die Hirnforschung hinaus diskutiert. Eine Stellungnahme findet sich etwa in Hegels Phänomenologie des Geistes. Auch im Kontext der Anthropologie und der Rassenlehre des 19. Jahrhunderts spielen ihre Lehrmeinungen eine Rolle.