Als Naturwissenschaftler und Mediziner, Autor vielbändiger Kompendien und unermüdlicher Rezensent auch mathematischer, historischer, theologischer und geographischer Werke war Albrecht von Haller (1708–1777) einer der letzten Universalgelehrten. Als Verfasser des „Versuchs schweizerischer Gedichte“ (1732) gehört er zu den Wegbereitern der literarischen Aufklärung. Mit dem grossen Gedicht „Die Alpen“ bahnte er einem neuen Naturverständnis den Weg. An die Stelle theologischer Interpretationen treten genaue Beobachtung und eine innerweltliche Mythologie, die in der „ursprünglichen“ Lebensweise der Hirten und Sennen, lange vor Rousseau, ein Gegenbild zur Verderbtheit der „zivilisierten“ Welt entwirft.
Hallers Werk „Schweitzerische Gedichte“ wurde zu dessen Lebzeiten immer wieder neu aufgelegt und vom Autor selbst überarbeitet. Unter den verschiedenen Ausgaben ragt jene letzter Hand heraus, zu der von Haller kurz vor seinem Tod eine neue Vorrede verfasste. Sie ist die schönste und am reichsten illustrierte Edition der Gedichtsammlung, dabei die erste mit den reizenden Illustrationen des ins Berner Bürgerrecht aufgenommenen Balthasar Anton Duncker (1746–1807).