Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie stehen die weiblichen Porträtstatuen, die der italienische Bildhauer Antonio Canova (1757–1822) für die kaiserliche Familie Bonaparte geschaffen hat. Diese werden im Kontext der Kunst- und Mentalitätsgeschichte um 1800 analysiert und in ihren ursprünglichen historischen Zusammenhang zurückversetzt, da sie nur so für den heutigen Betrachter erfahrbar sind.
Berücksichtigt werden dabei zentrale Aspekte wie die Autonomie der Kunstwerke, das Erfassen von Wesen und Charakter der dargestellten Persönlichkeiten sowie die „offene“ Darstellungsweise Canovas. Letztere suggeriert Mehrdeutigkeit und lässt Interpretationen zu, die sich sogar gegen die von der Familie Bonaparte geforderten Inhalte richten können.
In dieser Arbeit bleibt der Blick stets auch auf die Person des Bildhauers gerichtet, insbesondere auf Canovas stete Bemühungen zur Erhaltung und Wiederherstellung der großen römischen Tradition. Nur ihm trauten seine Zeitgenossen eine Erneuerung der Kunst zu, die mit einer Politisierung seiner Arbeiten einherging. Canovas Werke bleiben dabei jedoch stets so ambivalent, dass sich in ihnen bis heute verschiedenste geistige Strömungen wiederfinden konnten.