Dieses Werk gründet in der folgenden Beobachtung: In der griechischen und römischen sowie in der syrischen und arabischen Tradition gibt es zwei verschiedene Arten der „Rhetorik“ – die literarische und die philosophische Rhetorik – die sich in ihren Zielen, ihren Methoden, ihrer Programmatik und ihren Quellen unterscheiden.
In diesem Buch wird diese Unterscheidung als eine Arbeitshypothese oder als ein heuristisches Verfahren vertreten. Es enthält sowohl Beiträge von Spezialisten der klassischen und postklassischen griechischen Rhetorik, der römischen Rhetorik, der syrischen und arabischen Zweige der Überlieferung der Aristotelischen Rhetorik, als auch von Spezialisten der arabischen Eloquenz (balaga). Diese Autoren untersuchen die Kontinuitäten zwischen der philosophischen Rhetorik und der literarischen Rhetorik, wie sie in der griechischen, römischen, syrischen und arabischen Welt auftreten: Bestanden die zwei verschiedenen Arten der Rhetorik einfach nebeneinander, und willigten sie somit in eine klare und deutliche Unterscheidung der ihnen zufallenden Aufgaben ein? Haben sie sich unabhängig voneinander entwickelt? Kam es zu einer gegenseitigen Konfrontation in den beiden kulturellen Milieus? Haben sie sich gegenseitig beeinflusst und bereichert? Haben sie sich in derselben Weise an ähnliche soziale und politische Gegebenheiten angepasst?
In seinem Anspruch, die Grenzen der westlichen klassischen Welt zu überschreiten, soll dieses Buch zur interdisziplinären Forschung der Rhetorik beitragen, indem es eine Frage aufwirft, die in der griechischen, römischen, syrischen und arabischen Welt weit verbreitet ist.