"Grundsätzlich erweisen die Ergebnisse des Konferenzbandes die Bedeutung der französisch-deutschen Musikbeziehungen des ausgehenden 17. und des 18. Jahrhunderts und machen einen nach wie vor dringenden Forschungsbedarf zu diesem Thema deutlich." (Margret Scharrer, Die Musikforschung Jg. 63/Heft 4/2010)
"Insgesamt eröffnet die vorliegende Aufsatzsammlung dem interessierten Leser […] einen durchaus neuen, sehr umfassenden und innovativen Einblick in den Kulturtransfer zwischen Deutschland und Frankreich im Umfeld von und auch durch das Schaffen Georg Philipp Telemanns." (Stefanie Petzold, in: Die Tonkunst, Nr. 2, Jg. 4/2010)
„Je suis grand Partisan de la Musique Françoise, je l’avoue“, hatte Georg Philipp Telemann 1717 Johann Mattheson mitgeteilt. Auch andere Äußerungen, darunter die polemisch geführte Korrespondenz mit Carl Heinrich Graun über die Vorzüge des französischen Rezitativs, insbesondere aber seine Kompositionen künden von der großen Affinität Telemanns zur französischen Musik. 1737 reiste er auf Einladung einiger „der dortigen Virtuosen, die an etlichen meiner gedruckten Wercke Geschmack gefunden hatten“, nach Paris. Der mehrmonatige Aufenthalt zeigte sich als künstlerischer Erfolg: Telemanns Nouveaux Quatuors wurden von berühmten Pariser Musikern aufgeführt, sein nach französischem Vorbild komponierter, doch stilistisch eigenständiger Grand Motet „Deus, judicium tuum regi da“ erklang in den Concerts spirituels und ein königliches Privileg gestattete es dem Komponisten, eigene Werke zu drucken und urheberrechtlich schützen zu lassen. Mattheson reflektierte folglich Telemanns Reise dahingehend, dass sie der Hamburger Musikdirektor wohl eher zum Lehren denn zum Lernen unternommen habe.
„Telemann und Frankreich – Frankreich und Telemann“ war das Thema einer internationalen wissenschaftlichen Konferenz, deren Referate der vorliegende Band vereint. Diskutiert werden Fragen der Transferierung und Transformation von musikästhetischen und -stilistischen Charakteristika in Frankreich und Deutschland, wobei Telemanns besonderes Verhältnis zur französischen Musikästhetik und sein schöpferischer Umgang mit französischen Musikgattungen, Formen und Stilistiken am Beispiel einzelner Werke oder Werkgruppen (Oper, Motet, Ouverture) im Zentrum stehen. Die Auswertung von Dokumenten und Materialien zur Telemann-Rezeption in Frankreich spannt den zeitlichen Bogen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert.