Religiös und säkular scheinen zwei entgegengesetzte Begriffe und Realitäten zu sein. Doch während der Begriff säkular, wenn man von der Religion ausgeht, als das, was nicht-religiös ist, verstanden werden kann, trifft das Gegenteil nicht zu: Wenn man vom Begriff säkular ausgeht, kann man nicht zum Begriff der Religion gelangen. Da der Begriff Religion nicht als das, was nicht-säkular ist, verstanden werden kann, steht die Idee der Religion unvermeidlich über der Idee des Säkularen. Es ist unmöglich, die Vorrangstellung des Säkularen zu betonen, ohne die Realität der Religion zu leugnen oder sie auf verzerrte Weise zu verstehen. Doch in einer Welt, in der Religion zunehmend privatisiert wird und der öffentliche Raum kaum noch religiöse Bezüge aufweist, scheint es ebenso unmöglich, ernsthaft über Religion zu sprechen, ohne sich mit der Idee des Säkularen zu beschäftigen. Die Beziehung zwischen der Religion und dem Säkularen ist eine Frage von entscheidender Bedeutung, allgemein betrachtet und in der heutigen Zeit. Diese Frage in aller Offenheit mutig anzupacken, ist das wichtigste Ziel des vorliegenden Buches.