Der kunstvolle Einsatz von Kanontechniken ist ein Merkmal vieler Kompositionen aus der Zeit um 1500. Trotz der Klarheit ihrer kontrapunktischen Struktur galten Kanons lange als rätselhaft, da die handwerklichen Voraussetzungen ihrer Entstehung unerkannt waren. Ausgehend von einem in musiktheoretischen Traktaten des 16. Jahrhunderts beschriebenen Prinzip stellt der Autor Verfahren dar, die die Komposition einer Vielzahl unterschiedlicher Kanontypen ermöglicht. Es wird gezeigt, dass sich durch den differenzierten Einsatz und die Kombination grundlegender Prinzipien selbst komplexe Kanonstrukturen einstimmig konzipieren lassen. Die historisch-satztechnischen Darstellungen werden ergänzt durch Analysen einiger der bekanntesten Kanons von Josquin Des Prez. Es zeigt sich, dass erst die präzise Kenntnis der um 1500 geltenden handwerklichen Strategien zur Komposition von Kanons eine angemessene Analyse kanonischer Werke ermöglicht. Der Autor stellt dieses Instrumentarium zur Verfügung.
englischThe artful use of canon techniques is a feature of many compositions from the period around 1500. Despite the clarity of their contrapuntal structure, canons were long considered enigmatic because the craft requirements for their creation were unrecognized. Starting from a principle described in 16th-century music-theoretical treatises, the author presents procedures that enable the composition of a variety of different canon types. It is shown that even complex canon structures can be conceived in unison through the sophisticated use and combination of basic principles. The historical-compositional presentations are supplemented by analyses of some of the best-known canons by Josquin Des Prez. It is shown that only a precise knowledge of the craft strategies for the composition of canons in force around 1500 enables an adequate analysis of canonic works. The author provides this set of tools.
